Sich am Jugendlichen orientieren
Das Konzept „Sich am Jugendlichen orientieren“ ist in den achtziger Jahren aus der Kritik an der damaligen Heimerziehung entstanden. Ausgangspunkt waren die Bewertungen und häufig stigmatisierenden Äußerungen über Kinder und Jugendliche in psychosozialen Diagnosen, Entwicklungsberichten und fachlichen Stellungnahmen.
Daneben standen, nicht selten im deutlichen Widerspruch, die Aussagen und Äußerungen der Kinder und Jugendlichen über sich selbst.
Aus dem Zusammenfügen beider Perspektiven entstand der Begriff „Sich am Jugendlichen orientieren“.
Individuelle Schicksale begreifen wir auf der Grundlage von sozialräumlichen Lebensverhältnissen und gesellschaftlichen Strukturen.
Das Konzept verlangt eine ganzheitliche Sichtweise.
Der Begriff „Sich am Jugendlichen orientieren“ steht heute als Synonym für Kinder, Jugendliche und Erwachsene jeglichen Geschlechts.
Er bezeichnet eine subjektorientierte Vorgehensweise und basiert auf folgender Grundhaltung: Wir gehen grundsätzlich davon aus, dass jeder Mensch ein positives Interesse an sich selbst, an einem gelingenden Miteinander und an einer sinngebenden Lebensgestaltung hat.
Dies ermöglicht einen positiven Zugang zur subjektiven Lage jedes Einzelnen. Hinzu kommt methodisch die gleichzeitige und gleichwertige Berücksichtigung der Aussagen, der Verhaltensäußerungen und der äußeren Bedingungen.
Das VSE-Konzept „Sich am Jugendlichen orientieren“ geht zusammenfassend gesagt von einem ganzheitlichen Menschenbild aus, das eine bestimmte Grundhaltung verlangt. Es gibt eine Anleitung zum methodischen Handeln; Teamarbeit, Kollegiale Beratung, Biographiearbeit, zielorientiertes Arbeiten, Sozialraumorientierung und multiprofessionelles Zusammenwirken leiten sich daraus ab.
So hat besonders auch die Forderung, die „äußeren Bedingungen“ immer mit zu beachten eine wichtige Funktion. Dadurch müssen institutionelle Strukturen wie z.B. in der Schule, familiäre Strukturen, Lebensverhältnisse etc. mit einbezogen werden.
Dadurch begründet sich z. B. auch die Bedeutung der „sozialräumlichen Ausrichtung“.
Sozialraumorientierung in der Jugendhilfe heißt, die Stärken der Einrichtungen, Institutionen und Bürger*innen als Ressource zu sehen und zu nutzen, um damit vor allem auch präventive Möglichkeiten zu schaffen“.
Gleichzeitig bietet der Bezug zur Lebenswelt die Chance, Ressourcen für ein gemeinsames Leben und Lernen in der Institution Schule zu mobilisieren.